An einer Litfasssäule voller werbender Plakate tritt das eines Elektronikhandels besonders hervor: Abgebildet ist ein riesiger Stapel DVD-Player, vor dem sich ein Verkäufer postiert hat. Darunter in großen Lettern die Worte: „Herr Schmidt holt Ihnen einen runter!“ Auf den Betrachter wirkt diese Reklame zunächst provokativ, beim anschließenden Verstehen des Wortspiels empfindet er es dagegen als lustig. Doch sei dieses Beispiel noch so fiktiv: Plakate mit Werbungsabsichten gestalten sich schon seit längerer Zeit verstärkt auf besondere Weise lustig.

Oft entdeckt man Plakate, die man zwar selbst lustig findet, aber bei denen man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass da auch andere Leute drüber lachen können. Man wendet sich ab mit den Worten „Dümmer geht es wohl nicht“ und fragt sich, ob solche Plakate sich wirklich verkaufsfördernd auswirken. Doch genau dies ist die psychologische Strategie, die hier angewendet wird: Empfinden wir selbst eine Werbung als besonders lustig (oder auch einfach nur dämlich), so hat sie bereits unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Früher oder später fragen wir uns angesichts solcher Plakate, wofür denn da überhaupt geworben wird.

Solche Plakate selbst, egal wie lustig sie auch sind, werden den Betrachter natürlich nicht gleich zum Kauf des angebotenen Produktes verleiten. Doch bleiben wir mal bei Herrn Schmidt: Irgendwann steht der Interessent für DVD-Player im Elektronikgeschäft und erspäht das Gerät, das ihm des Öfteren auf den Reklametafeln begegnete. Mit ziemlicher Sicherheit wird er dem Player erhöhte Aufmerksamkeit widmen, um anhand der genaueren Angaben zu prüfen, ob er hält, was die Plakate versprechen. Lustig sind die Plakate, doch ernst ist unser damit am Ende erzieltes Interesse.

Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass diese Werbetaktik sogar bei völlig humorresistenten Kunden funktioniert. In deren Augen erscheint das, was allgemein als lustig empfunden wird, eher albern. Doch der Effekt, nämlich die Aufmerksamkeit, kommt auch bei ihnen zustande. Denn „lustig“ ist ein schwer zu definierender Begriff, der nicht nur individuelle Auslegungssache ist, sondern sich auch im Laufe der Zeit im Allgemeinen verändert. So haben viele einst berühmte Werbefiguren, wie z. B. das HB-Männchen, nur noch nostalgischen Wert. Zum Lachen bedarf es heutzutage eher lustig-frivoler Naturen – wie den fiktiven Herrn Schmidt.

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